Naturerleben


Der Dokumentarfilmer und Autor Klemens Kuby beschreibt in seinem Buch "Unterwegs in die nächste Dimension" ein einprägsames Erlebnis bei einem nicht europäischen Naturvolk. Dieses kannte offenbar nur ein Wort für alle Arten von technischen Geräten. Allerdings nutzten die Menschen unzählige Worte für etwas, wofür Kuby nur eines kannte: (vielschichtiges) Bewusstsein.

 

Wie kommt das? Ich denke, dass manche Naturvölker etwas nicht bzw. anders haben, was zumeist sogenannte "zivilisierte“ Menschen kennzeichnet: Es ist die Vorstellung, es gibt "mich“ und alles außerhalb meiner physischen Körpergrenzen bin auf jeden Fall "nicht ich“. Aus dieser durchaus kulturhistorisch und gesellschaftspolitisch begründbaren Vorstellung resultieren u.a. Ängste vor "dem andern", was "ich" nicht kontrollieren kann.

 

Alternative Vorstellungen liefert zum Beispiel das indigene Volk der Maya. Hier gibt es das "In lak'ech", was so viel heißt wie "Ich bin ein anderes Du", eingebunden in eine große, dynamische Ordnung. Permanenter Wandel, "Verwandlung" und Fortschritt, bei zugleich zyklisch wiederkehrenden Qualtäten, alles mit allem verbunden. Besser könnte man die Existenz von Individualität bei gleichzeitiger Identität mit allen bzw. allem kaum ausdrücken. Ich halte das nur für einen scheinbaren Widerspruch, der sich insbesondere im eigenen Naturerleben inklusive einer naturgemäßen Geisteshaltung wunderbar auflösen kann.

 

Meiner Erfahrung nach sind Konzepte und Methoden, um sich selbst bewusster zu werden, um Probleme zu lösen usw., umso weniger erforderlich, je stärker ein Mensch die Naturerfahrung als „in Kontakt gehen mit sich selbst“ erlebt. Hypnotische Prozesse und Bewusstseinszustände müssen wenig(er) bis gar nicht (mehr) formal eingeleitet und ausgeleitet werden – weil sie hier zu dem werden, was sie schon immer sindursprünglich, natürlich, einfach Teil unseres Daseins und unserer Handlungsalternativen.

 

Ganz praktisch bedeutet dies für meine Arbeit: Bewegen wir uns drinnen, so nutze ich mentale Vorstellungen von Natur. Bewegen wir uns draußen im Wald, Feld oder an einem Gewässer, was zumeist in Seminaren der Fall ist, binde ich Natur "echt" und gerne spielerisch ein. Besser gesagt, bindet die Natur uns ein. Letztendlich haben wir alle auch eine innere Natur, die immer und überall erfahren und entfaltet werden will.